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  • Silvio Näf

Lehrlingswettbewerb TG/ZH

Berufswettbewerb – Fertige Dokumentationen

Diejenigen, die Morgen das Handwerk des Malers ausüben, ihr Fachwissen und ihre Erfahrung gekonnt anwenden und die Vielseitigkeit ihres Berufes ausleben, sind diejenigen, die wir heute als unsere Lernenden kennen. Junge Menschen, die zwischen den drei Lernorten Betrieb, Berufsfachschule und überbetriebliche Kurse (ÜK) stehen und ihr Bestes geben, diese drei unterschiedlichen Lernorte mit ihren verschiedensten Impulsen jeden Tag in etwas konstruktivem zusammen zu führen: ihrer Arbeit. Doch was genau beinhaltet diese Arbeit? Wie darf man es sich vorstellen, Lernende*r zu sein im Malerbetrieb Farbpalette?


Einleitung

Der Berufswettbewerb ist eine Chance für Menschen in ihrer Lehrzeit. Es geht darum, einen vom Kanton und Lehrjahr vorgegebenen Gegenstand nach eigener Vorstellung und Planung zu erarbeiten. Sich Gedanken zu machen, wo die eigenen Stärken liegen und wo man sich noch ausprobieren und verbessern möchte, und diese Bereiche in ein Werk einfliessen zu lassen, welches man möglichst selbstständig erarbeitet. Es besteht die Chance, zu erkennen wo man steht, wenn man sich mit anderen im selben Lehrjahr vergleicht. Es sind viele Eigenschaften und Fähigkeiten gefragt: sich selbst Aufträge erteilen, erkennen wo man noch nach Hilfe fragen sollte, Zeitmanagement, Fachkenntnisse und Arbeitsabläufe kennen und anwenden, Frust aushalten und nach Lösungen suchen, und nebst vielem weiteren natürlich auch, Freude an der eigenen Arbeit haben.

Um herauszufinden, wie es den Lernenden während des Berufswettbewerbs erging, wurden sie von Catherina Cappilli interviewt.


Für mein Objekt – ein Gewürzregal – habe ich mit einer Ideensammlung angefangen, die mir ehrlich gesagt ein bisschen schwergefallen ist. Ich wusste zuerst nicht genau, welche Idee mir gut genug gefiel, damit ich sie weiterverfolgen wollte. Darum habe ich mich mit meinem Berufsbildner Silvio Näf unterhalten, welcher mir die Arbeit mit Wall2Floor nahegelegt hat. Dies hat den Effekt, dass das Gewürzregal wie „betoniert“ wirkt. Abrunden wollte ich das Regal mit einer Stange, welche ich so bearbeitete, dass sie optisch rostig aussieht. Ich bin sehr froh, wurde ich bei der Ideenfindung unterstützt, weil das ein Punkt war, bei dem ich nicht weiterwusste. Nachdem ich eine Skizze vorbereitet habe, gings an die Arbeit: Zuerst habe ich abgedeckt, was laut Vorgaben sauber bleiben muss. Ich weiss, dass Sauberkeit beim Arbeiten sehr wichtig ist und habe mein Bestes gegeben, möglichst sauber zu arbeiten. Danach habe ich das Holz angeschliffen und grundiert, was die Arbeitsschritte sind, damit die Farbe langfristig hält und nicht gleich wieder abblättert. Ich habe alles Nötige von der Skizze auf mein Objekt übertragen und begonnen, auszumalen und zu spachteln. Gegen Schluss meiner Arbeit habe ich ausgebessert, wenn irgendwo Farbflecke zu sehen waren oder eine Stelle kaputt war. Es war zu beachten, dass die einzelnen Teile nicht alle gleichzeitig fertig sind. Selbst als das Holzregal mit dem Wall2Floor bereits getrocknet und fertig war, war der Rost-Effekt an der Stange noch im vollen Gange. Da ich aber genügend Zeit einberechnete, war dies kein Problem und ich wurde rechtzeitig fertig. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich schon früh Gedanken macht und sich vorbereitet, denn so fällt mir das Vorausplanen leicht und ich schaffte es, ohne Zeitdruck fertig zu werden. Als dann alles getrocknet und fertig bearbeitet war, habe ich die Einzelteile sauber und vorsichtig zusammengebaut – und mein Werk stolz in Händen gehalten! Ich finde es sehr cool, dass man selbst kreativ gestalten durfte und ich die Ideen und Inspirationen in etwas Eigenes einfließen lassen konnte. Etwas störend fand ich es nur, dass die Fläche recht klein war, um etwas daraus zu gestalten. Ich habe gelernt, dass ich mir nicht zu viele Gedanken machen muss und auch einfach mal ausprobieren darf. Auch nehme ich mit, dass eine sinnvolle Planung verhindert, überhaupt in Zeitdruck zu geraten. Die Ausstellung der Objekte fand ich sehr inspirierend, im Nachhinein habe ich viele Dinge gesehen, die ich auch mal gerne ausprobieren würde. Ich fand den Wettbewerb toll, und freue mich darüber, dass ich jetzt mein Gewürzregal mit nach Hause nehmen kann.



Emilie, 1. Lehrjahr in Winterthur

In der Berufsfachschule haben wir uns das Thema geometrische Formen angeschaut, und da ich mich dafür sehr interessiert habe, wollte ich es in meiner Arbeit hier vertiefen. Angefangen habe ich mit einer Skizze (Bild), auf die ich besonders stolz bin, weil ich finde, dass sie einfach cool aussieht und sie meinen eigenen Stil widerspiegelt. Ich klebte auf der Flasche alle Bereiche ab, welche laut Vorgabe sauber bleiben mussten. Dann spritzte ich auch schon die Grundierung auf. Diese zwei Arbeitsschritte haben mir am meisten Freude bereitet. Als nächstes habe ich meine Flasche mit Folie abgeklebt und wie bei einem Scherenschnitt die Figuren ausgeschnitten, was sehr nervenaufreibend war. Auf meiner Skizze habe ich die einzelnen Felder mit Zahlen versehen, wie beim Malen nach Zahlen, damit ich weiss, wo welche Farben hinkommen. Danach habe ich mit dem Sprayen der Farben weitergemacht, ich habe mit der dunkelsten Farbe angefangen und mich zur hellsten durchgearbeitet. Nach jeder Sprayschicht musste ich eine Stunde warten, habe wieder neue Teile des „Scherenschnitts“ zugeschnitten und entschieden, dass ich die Kreise aus der Skizze weglasse, weil diese in der Umsetzung zu schwierig waren. Ich habe acht Sprayschichten aufgetragen und dafür acht neue Farben angemischt. Da zum Teil zu viel Sprayfarbe auflag oder ich die Folie an manchen Stellen reparieren musste, war diese Arbeit sehr zeitaufwändig. Ich habe den Aufwand überschätzt, da ich das erste Mal gespritzt habe, bin aber sehr dankbar, haben mir Andreas Müller, David Nguyen und Manuel Schaffner aus dem Team das Spritzen als Technik vorgezeigt und dass sie mir bei den einzelnen Schritten zur Seite gestanden sind. Ich finde es super, habe ich das Spritzen ausprobiert, es war eine sehr gute Übung und ich bin froh, konnte ich lernen, wie man Farben in der Farbmaschine anmischt. Ich musste mit der Flasche sehr vorsichtig umgehen, damit der Lack nicht verkratzt und besserte am Schluss gewisse Stellen aus, an denen Farbe fehlte. Vom Berufswettbewerb nehme ich mit, dass ich mich nicht zu sehr in „kleine Arbeitsschritte“ reinsteigere und mehr vorausdenke. Ich habe versucht, alles möglichst perfekt zu machen und trotz viel Zeitaufwand bin ich nicht mit allen Arbeitsschritten zufrieden. Ich habe mir aber bei jedem Schritt sehr viel Mühe gegeben, und das ist mir viel Wert.




Lara, 2. Lehrjahr in Seuzach

Ich habe mir zur Vorbereitung viele Gedanken gemacht, wie ich die Trinkflasche gestalten möchte. Meine ursprüngliche Idee beruhte auf dem Konzept von Bienenwaben, die ich auf einer Skizze genau dargestellt habe, wie ich sie mir vorstelle. Nachdem mein Arbeitsplatz vorbereitet war, habe ich alle Teile abmontiert, die nicht bemalt werden sollen. Boden und Trinkrand habe ich mit dem richtigen Klebeband abgeklebt. Ich habe das Material mit Schleifpapier angeschliffen und habe mir dafür in der Werkstatt das Schleifpapier in der richtigen Stärke rausgesucht. Ich hatte während dem Arbeiten am Projekt wenig Zeit, einen Termin zu finden, um daran zu arbeiten, weshalb ich das Projekt lange aufgeschoben habe. Schlussendlich war es ein Last-Minute-Entscheid, den ursprünglichen komplexeren Plan umzuändern und einen einfacheren zu entwerfen. Ein nächstes Mal achte ich mich viel mehr aufs Dranbleiben und Voraus-Planen bei einem solchen Projekt. Mit genügend Zeit an einem Stück hätte ich meinen ursprünglichen Plan beibehalten können. Das Farbkonzept habe ich geändert, weil die Bewertung verschiedene Farben nicht willkommen geheissen hat, und ich wollte mich den Rahmenbedingungen der Bewertung besser anpassen. Zuerst habe ich die Spektralfarben (Regenbogenfarben) grundiert und die geometrischen Formen aufgeklebt und übermalt. Zum Schluss habe ich Lack aufgetragen für die Glanzschicht. Da der Lack etwas älter war, habe ich nicht das perfekte Resultat erhalten, aber ich wollte ihn nicht mehr abschleifen, falls ich dabei die bemalte Schicht verletze und wieder am Anfang stehen würde. Trotzdem sah es nicht so sauber aus, wie ich mir das vorstellte. Ich finde mein Resultat ganz okay, aber ich hätte gerne den ersten Plan verfolgt, denn diesen hätte ich besser gefunden, auch um die Flasche danach zu behalten. Ich nehme mit vom Berufswettbewerb, dass ich von Anfang an besser planen sollte. Ich hätte dann gar nicht die Herausforderungen, die ich hier hatte, und selbst wenn, hätte ich immer noch mehr Zeit zu reagieren. Am meisten Freude haben mir das Ideen-Sammeln und Skizzieren bereitet, ich mag die gestalterischen Arbeiten sehr. Besonders gut gefallen mir die Formen, der eine Stern hat etwas mit Physik zu tun und der Farbverlauf gefällt mir gut, abgerundet mit dem schwarz. Auch auf die originale Idee bin ich sehr stolz. Beim Besichtigen der Resultate an der Ausstellung fand ich es sehr krass, was die anderen gestaltet haben. Besonders die optischen Täuschungen haben mich fasziniert. Ich fand es sehr spannend, mir die Werke anzuschauen.




Ich habe mir zuerst die Aufgabenstellung vom Kanton zur Hand genommen und genau durchgelesen. Das vorgegebene Thema, zu dem ich etwas kreieren sollte, lautet: „Mein Morgen“. Darum habe ich mir überlegt, was ich am Morgen alles mache und mir vorgenommen, aus diesen Elementen ein Bild zu malen und zu gestalten. Besonders wichtig ist mir mein Töff, weshalb ich diesen mit viel Liebe zum Detail abgezeichnet habe auf eine Skizze (Bild) und diese später auf mein Werk übertragen. Während dem Malen habe ich mich sehr auf die richtigen Materialien geachtet, denn die verschiedenen Farben zu kennen und sich für die richtigen zu entscheiden ist grundlegend beim Malen. Während des Gestaltungsprozess habe ich festgestellt, dass es sehr hilfreich sein kann, verschiedene Menschen nach Tipps und Inputs zu fragen, aber dass es sich auch gleichzeitig störend auf mich auswirken kann, weil dann zu viele Meinungen im Raum stehen und zu viele Leute mitmischen. In unserer Ausbildung lernen wir an drei verschiedenen Lernorten verschiedenste Methoden sowie Fachwissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten kennen. Das Vorausplanen ist eine davon, welche mir hier am meisten weitergeholfen hat. Ausserdem ist es mir sehr wichtig, während dem Arbeiten auf Sauberkeit zu achten. Es hat mir sehr viel Spass gemacht, das Bild zu malen und ich bin stolz darauf, meine eigene Idee ausprobiert und ausgelebt zu haben. Als ich die Ausstellung am Schluss besucht habe und mir die anderen Wettbewerbswerke angeschaut habe, war ich ein wenig aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie gut ich mit meinem Werk stehe. Ich nehme vom Berufswettbewerb das Ausprobieren meiner eigenen Ideen mit. Ausserdem nehme ich mir für ein nächstes Mal vor, noch genauer zu arbeiten und noch mehr Ideen aufs Bild zu bringen. Um diese Erfahrungen und Rückschlüsse bin ich nun reicher!



Julia, 2. Lehrjahr in Seuzach

Ich habe mit dem Durchlesen der Bewertungskriterien begonnen und danach meinen Arbeitsplatz vorbereitet: mit Gewerbeklebeband und Floorliner habe ich den Tisch in der Werkstatt eingepackt und meine Ideensammlung in einer Skizze zusammengebracht. Mit montierten Arbeitskleidern gings dann an die Arbeit: ich habe alle Teile der Trinkflasche entfernt, die nicht bemalt werden sollen oder habe sie mit zurecht geschnittenem Klebeband abgeklebt. Danach habe ich das Material mit Schleifpapier angeschliffen, damit die Farbe besser hält. Fürs Zuschneiden des Klebebands und die Auswahl des Schleifpapiers war es wichtig, zum richtigen Werkzeug zu greifen. Ich habe das Material mit Nitroverdünner gereinigt, damit Schleifstaub und Fettflecken entfernt werden. Im Materiallager habe ich mich zurechtgefunden, indem ich Anleitungen von Anstrichen und Grundierungsmaterial gelesen habe und meine Farbkenntnisse mit Andreas Bachofner abgeglichen habe. Er hat mir auf Probe-Objekten verschiedene Anstriche gezeigt und wir haben Hilfsmittel wie den Föhn ausprobiert. Danach habe ich die Flasche zwei Mal angestrichen: erst zum Grundieren, und dann damit eine feinere Struktur entsteht. Somit kommt das Endergebnis auf einen schön glatten Untergrund. Nach dem Trocknen habe ich die Flasche mit blauer Folie überzogen und mich darauf geachtet, dass keine Luftblasen entstehen. Als nächstes habe ich die Folie als durchsichtige Schablone verwendet und mit den Eckpunkten des Hasens von der Skizze versehen. Die Eckpunkte habe ich mit Edding und dann mit dem Cutter markiert. Für die erste Farbe wurden die Felder abgeklebt, die nicht farbig werden sollten. Ich habe im ÜK gelernt, dass man immer mit der hellsten Farbe beginnt. Daraufhin habe ich eine Stufenmischung von drei braun gemischt, erst die hellste Farbe mit dem Pinsel zwei Mal aufgetupft, dann die mittlere und zum Schluss die dunkelste. Zum Schluss habe ich den ganzen Hasen abgeklebt und mit dem Roller ein flauschiges Hasenfell imitiert. Beim Hintergrund war ich unsicher, ich habe die Kreativität meiner Familie angezapft sowie Zeitaufwand und Effizienz der verschiedenen Techniken abgewägt. Am Ende bei der Bewertung hat mich gestört, dass bei der Rangordnung Kreativität weniger gut bewertet wurde als die Fleissarbeit. So habe ich die Bewertung zumindest empfunden, als ich bei der Ausstellung der Objekte den 1. bis 3. Platz gesehen habe im Vergleich zum Rest. Dafür, dass ich kurz vor Schluss noch krank war, ist das Resultat ganz okay geworden. Ein nächstes Mal würde ich für eine Woche dranbleiben und mit weniger grossen Abständen zwischen dem Dran-Arbeiten arbeiten, damit das Projekt nach einer intensiven Zeit auch abgeschlossen ist, statt es so in die Länge zu ziehen. Vom Berufswettbewerb nehme ich mit, dass man lieber konstant an etwas dranbleibt und es nicht in vielen kleinen Stücken tut. Ich bin besonders stolz auf meine pingelige Arbeit beim Hasen und darauf, dass ich einen Plan erstellt habe und meine Idee so umsetzen konnte wie geplant. Meine Idee ist aufgegangen und mein Plan hat funktioniert.




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